1985-1987  Poor Golden Country

1985 Reise mit einem "Nach Oben offenen Rahmen" durch Südafrika, in Zeiten der Apartheit. Spurensicherung mit Carnet und Zollsiegel. 1987 Signatur des Wandobjekts in einer Schussaktion. Der Künstlername "Goldhoff" war geboren.


Material:

Rahmenleiste Birnenholz lackiert. A/DE/RSA Carnet Relikte. Zollsiegel mit Schnur, Blei und Siegellack, 23kt Dukaten Doppelgold, Munitions Bleirelikte, Sandstein, roter Pelikan Siegellack


51x67x5 cm

Steyrer Zeitung vom 27. August 1987:


Steyrer Bildhauer "killte" sein Werk:

Ein künstlerischer Gewaltakt machte Angerbauer zu Goldhoff


Sieben Schüsse krachten durchs Atelier, dann war für Goldhoff die Geschichte mit seiner Begleiterin abgeschlossen. Goldhoff - das ist der Steyrer Bildhauer Johannes Angerbauer (30), der in seinen Werken den Mythos des Goldes nachspürt und die vielschichtigen Beziehungen aufdeckt, die der Mensch mit dem göttlich und teuflisch genannten, Geschichte bewegenden Edelmetall unterhält. Darum nennt er sich Goldhoff, mit allen Assoziationen, die sich daraus ergeben mögen.


Die Begleiterin, die er mit sieben Schüssen zur Strecke brachte, ist eine aus Holz, Sandstein und Blattgold geformte Wandskulptur, die ihren Schöpfer 6000 Kilometer weit durch den Goldstaat Südafrika begleitete, dabei Blessuren abbekam und bürokratische Hürden nahm. Beklebt mit Zollsiegel und Carnets, erschossen mit sieben Kugeln für 70 Prozent der Weltgoldproduktion, die der Burenstaat liefert, steht sie für die Erfahrungen, die der Künstler dort machte: "So reich an allen Schätzen der Natur und so arm an Menschlichkeit und Kultur."


Nicht banale politische Anklage ist mit der "poor golden country" genannten Erschießungsaktion gemeint. Im misshandelten Gold wird die fundamentale, nicht mehr hinterfragbare Tragik der menschlichen Existenz sinnlich greifbar. Den Gold ist für Goldhoff, was es in der Überlieferung aller Kulturen seit jeher war: Medium des Mysteriums, vieldeutig gleißender Spiegel verborgener Gründe des Seins und Symbol einer Wirklichkeit jenseits des oberflächlichen Realen.


Außerdem markiert der Gewaltakt einen Wendepunkt in Angerbauers Entwicklung. In einem ungemein arbeitsintensiven, ideensprudelnden Schaffensprozess fand er seine volle künstlerische Identität: "Goldhoff wurde geboren". Im November zeigt Angerbauer-Goldhoff seine Werke im Steyrer Bummerlhaus


poor golden country - revers

Detail der Wandobjekt Rückseite

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