Prozessorientierte Rauminstallation in der neugestalteten Taufkapelle der Pfarrkirche Sierning
2020/2023 - Eine 3-teilige Auftragsarbeit für die Sakramentskapelle der Taufe und Aussprache als nachhaltiges Work in Progress
Materialien:
Erstmals 23,5kt Rosanobel Doppelgold (Aussenvergoldung), 23kt Dukaten Doppel Gold, Edelstahl Ronden, Alu Dibond artprint, Linoleum (grün)
Pressetext Kunstreferat/Diözesankonservatorat Dr. in Martina Gelsinger
Das 7:30 Minuten Video gibt Einblick in den Entstehungsprozess der Sierninger Tauftropfen:
Bericht in "KUNST UND KIRCHE - Stachel und Trost" (Juli 2022):
Rückblick:
Diese Situation beim Weihwasser Kessel löste in der Pfarrkirche Sierning,
am 23. Jänner 2020 um 10:00, die Inspiration zum Projekt "Spurensicherung" aus (Foto vom 24.1.):
Zwei Designerinnen des Labels Lucy.D schufen die Innenarchitektonische Erneuerung des Tauf- und Beicht- bzw. Aussprachebereichs. Mein Spurensicherungs Beitrag vom 23.1.2020 sorgte für den künstlerischen Überbau
Die Visualisierung des neuen Taufbereichs von Lucy.D und die Bildmontage des gesicherten Weihwassertropfens als Alu Dipond Wandobjekt:
Weiterer Rückblick zum ersten visuellen Zugang im März 2020. Die Pinwände und der Beicht- und Ausspracheraum aus den 70er Jahren wurden visuell neutralisiert um Energielinien sichtbar zu machen. Auch eine erste Spurensicherung:
Teil 1
Aus der Spurensicherung vom 23. Jänner 2020 (bzw. am 24.01. mit Foto, da am 23.1. keine Kamera dabei war) wurde einer von sieben Weihwasser Tropfen seitens der Pfarre gewählt. "Wo Licht ist, ist auch Schatten". Dieser Weihwassertropfen wird als Alu Dibond Wandobjekt (100cm Durchmesser) an der Wand hinter dem Taufbecken hängen. Er wird so in einem unsichtbaren Kontakt zu den zukünftigen vielen kleinen "Sierninger Tauftropfen" stehen
Teil 2
Ein "Baby Tauftropfen" wird Zeit, Ort und Mensch auch in Zukunft verbinden
Bei jeder Taufe liegt eine kleine Edelstahlronde im Taufbecken. Sie trägt das gleiche Motiv wie das Wandobjekt auf ihrer Oberseite
Der "Sierninger Tauftropfen"
Dieser Tauftropfen wird vom Weihwasser des Babyköpfchens benetzt und nach der Taufe den Eltern mitgegeben. Auf der Rückseite ist ein Textilhänger angebracht. Mit einem Abschnitt reflektiert dieser auf die Licht- und Schattensituation des Tropfenmotivs. Datum und Name des Kindes können auf der textilen Fläche geschrieben werden. Im Zentrum der Rückseite liegt ein kleiner Goldtropfen auf der Körner Vertiefung. Der Unikat Charakters jedes Sierninger Tauftropfen wird somit gestärkt
Hängt der kleine Sierninger Baby Tauftropfen im privaten Bereich an der Wand ist eine unsichtbare Verbindung mit dem grossen Tauftropfen an der Kirchenwand der Taufkapelle geschaffen
Erste Einlegung des "Sierninger Tauftropfens" im Taufbecken:
Teil 3
Der 3. Teil des Projekts steht mit Neugestaltung des Ausspracheraums in prozessorientierter Verbindung
Im Aussprache Raum ist ein Bodengold Feld installiert. Es nimmt die Spuren der Aussprache in sich auf und bewahrt diese. Nach Ablauf eines Jahres wird das Bodengold deinstalliert und als Stele an der Aussenwand des Raumes angebracht
Weiters werden aus der Bodengold Installation goldene Kruzifixe geschaffen
Im Bodengold spiegelt sich der Mensch. Im Bodengold Kruzifix zeigt sich unsichtbar der Mensch im Gold
Nach Ablauf eines Kirchenjahres wurde das Bodengold des Ausspracheraums als Stele aufgerichtet:
Der zarte Schein des Goldes auf dem steinernen Kirchenboden weist auf dessen Herkunft als HUMAN Bodengold im Ausspracheraum hin...
Prozessorientierte Dokumentation:
Wie es die Fügung wollte, erkrankte ich im Sept. 2021 massiv, mit einer Einweisung in das Kreuzschwester Klinikum Wels Grieskirchen. Gleichzeitig wurden die Sierninger Tauftropfen mit dem Motiv (auf der schöneren Edelstahl Seite aufgebracht) fertig. So ergab es sich unerwartet und überraschend, dass die Schöpfung der Sierninger Tauftropfen in stimmiger, meditativer Umgebung ihrer zukünftigen Bestimmung folgten... Prozessorientierte Kunst in Reinkultur:
Bearbeitung der Rückseite. Der Textilhänger wird beschnitten. Ein Hinweis auf die Licht- Schattensituation des Weihwasser Tropfens auf der Vorderseite. Darauf kann das Datum der Taufe und der Vorname des Täuflings mit feinem Stift eingetragen werden:
Die ersten drei Sierninger Tauftropfen:
Der Aufenthalt im Ordensklinikum Wels war von aussergewöhnlich positiver Energie begleitet. Einfliessend in dieses prozessorientierte Projekt habe ich das Zimmer 106 zur Kunst erklärt.
In der Sonntagsmesse, am 9. Jänner 2022, "Fest Taufe des Herrn" wurde die neue Taufkapelle gesegnet. (Oben: Bildschirmfoto von der Flickr Dokumentation Seite)
Das Fotoalbum auf Flickr von Werner Helmberger gibt einen Einblick
Externer Link:
https://www.flickr.com/photos/156073275@N03/albums/72177720295902239
Auszug aus der Predigt, am 9. Jänner 2022, von Pfarrer Karl Sperker über das Gold im Ausspracheraum:
„Beim Beicht- und Ausspracheraum steht eine Holzplanke weiter in die Höhe. Eine Frau fragte mich: Ist das schon fertig so? Und sie machte die Bewegung dazu, dass sie die hinausstehende Planke gerne abgesägt sehen würde.
Also, das ist tatsächlich noch nicht fertig. Aber die Planke, die hinaussteht, bleibt. Die Planke ist der Untergrund für ein Kunstobjekt des Steyrer Künstlers, Johannes Angerbauer. Dieses Objekt wird in einem einjährigen Prozess entstehen. Und zwar mit folgendem theologischen Hintergrund:
Den Ausspracheraum betritt der Mensch in seiner Würde, die ihm nie genommen werden kann und darf. Doch ist er verletzt in seiner Würde: Niedergedrückt von Schuld und Versagen. Und von den Spuren in seinem Leben gezeichnet. Das Sakrament der Versöhnung ist die Zusage, dass er durch Gottes Erbarmen befreit und aufrecht seinen Weg weiter gehen darf.
Das Kunstobjekt, das ein zeitliches Projekt ist, will das sichtbar machen: Dazu liegen seit einer Woche im Ausspracheraum vergoldete Platten am Boden, die den Menschen in seiner Würde widerspiegeln. Auf diesen Platten hinterlässt er bei der Beichte/Aussprache seine Spur, belastet und gebeugt. Doch bleibt es nicht dabei. Da geht es weiter. Gott richtet ihn auf in der Versöhnungszusage. Darum werden die verkratzten Goldplatten in einem Jahr vom Boden genommen und auf der langen Planke aufgerichtet.
Im Sakrament der Versöhnung gilt uns die Zusage: Der Mensch mit seinem Versagen und mit seinen Kratzern wird durch das Erbarmen Gottes neu aufgerichtet und ausgerichtet. Und steht. Das geht über das Normale hinaus.“
Am 12. April 2022 erschien ein Bericht in der Kirchenzeitung, von Elisabeth Leitner:
Neuer Ort für Beichte und Taufe in Pfarrkirche Sierning
Ausgabe 15/2022
Vom 12.04.2022
Von Elisabeth Leitner
Er ist aus rotem Adneter Marmor und trägt sichtbar die Jahreszahl 1288: der Taufstein der Pfarre Sierning. In der neu gestalteten Taufkapelle hat er einen zentralen Platz bekommen.
Neu ist auch der „Sierninger Tauftropfen“ für Täuflinge.
Schon die Urgroßeltern wurden hier getauft: Ca. 730 Jahre alt ist der steinerne Zeuge der lebendigen Tradition in der Sierninger Pfarrkirche. Glaube wird hier von Generation zu Generation weitergegeben.
Tauftropfen als Erinnerung
Nun hat der frühgotische Taufstein im nördlichen Seitenschiff einen zentralen Platz gefunden: Er steht in der Mitte der Raumachsen. Um ihn herum sind Bänke aus gekalkter Eiche angeordnet. An der Nordwand befindet sich ein Schrein mit den Heiligen Ölen. Die Gefäße sind aus Porzellan handgefertigt.
Der „Sierninger Tauftropfen“ – von Künstler Johannes Angerbauer-Goldhoff geschaffen – hängt als vergrößerte Fotografie aus Aluminium als Scheibe darüber. Zu sehen ist eine Detailaufnahme eines Wassertropfens, der vom Weihwasserbecken ausgehend einen Wasserfleck am Boden hinterlassen hat. Tropfen und Schatten des Weihwasserbehälters erzeugen ein abstraktes Bild aus hellen und dunklen Stellen – sie stehen symbolisch für das Leben, das auch mit Höhen und Tiefen gepflastert ist. In verkleinerter Form wird der Tauftropfen in einer Schatulle den neu Getauften zur Erinnerung mitgegeben.
Neu ist auch der Beichtort, der als begehbarer Beicht- und Ausspracheraum an der Ostwand des Seitenschiffs konzipiert wurde. Am Boden hat Angerbauer-Goldhoff vergoldete Platten angebracht. Auf diesen Platten hinterlässt der Mensch seine Spuren. Die Goldplatten mit Fußspuren und Kratzern werden in einem Jahr vom Boden genommen und auf der langen Planke an der Vorderseite des Beichtorts aufgerichtet.
Das erinnert an die Versöhnungszusage: „Gott richtet den Menschen auf“, erklärt Pfarrer Karl Sperker. Das Raumkonzept für den Tauf- und Beichtort haben Barbara Ambrosz und Karin Santorso alias „Lucy.D“ entwickelt, das Kunstreferat hat das Projekt fachlich begleitet. Die Pfarrkirche ist dem hl. Stefanus geweiht, am 9. Jänner 2022 wurde der neue Tauf- und Beichtort gesegnet.
Weihtropfen Unikate
Auf Grund von Interesse am Erwerb eines Tauftropfen - ein Erwerb jedoch nicht möglich ist - entwickelten sich Anfang 2022 aus den "Sierninger Tauftropfen" die "Sierninger Weihwassertropfen"
Weihtropfen - Ein Tropfen Zeit...