Erste T.A. Handlung und Rauminstallation am 4. März 1989
in der Notariat Kanzlei Dr. Hermann Schneeweiss in Enns
Material:
Gesamter Boden mit goldenen Rettungsdecken, Beton, Golddukaten, eine alte Schaufel, 3 Baustelleneimer, Bleibarren, Pelikan Siegellack, Notarsiegel, Lederschnur, Notariatsakt
Auszug aus:
PROTOKOLL
vom 4.3.1989
aufgenommen von mir, Doktor Hermann Schneeweiss, öffentlicher Notar mit dem Amtssitz in Enns.
In der Amtskanzlei in Enns, Dr. Karl Renner-Straße 14, sind erschienen:
Die Parteien:
Herr Johannes A n g e r b a u e r, freischaffender Künstler, (Künstlername: Johannes Goldhoff)
Die beigezogenen Zeugen:
Herr Rudolf M e i d l, Friseurmeister
Herr Dr. Franz P e t e r s e i l, Notariatskanditat
Um 18 Uhr erscheint vor und den beiden angeführten Zeugen Herr Johannes Angerbauer und ersucht mich, gemäß § 88 Absatz 1 Notariatsordnung um Beurkundung der Aktion "TELLAURA ANACHTONISMOS T.A.0189, die Rückkehr des Goldes zur Erde". Herr Johannes Angerbauer breitet sohin im Besprechungszimmer der Amtskanzlei Enns, Dr. Karl Renner Straße 14, auf dem Boden sechs Rettungsdecken aus, und zwar mit der Silberseite nach unten und der Goldseite nach oben.
Daraufhin legt er einen weißen Balken mit den Maßen 150 x 33 x 7 Zentimeter parallel zur Wand auf den Boden. In der Mitte an der zur Mauer gewandten Schmalseite dieses Balkens wird senkrecht dazu ein ebenfalls weißer, aus drei Teilen bestehender Balken mit den Maßen 250 x 33 x 7 Zentimeter aufgerichtet und montiert.
Im unteren Drittel dieses Balkens sind zweimal drei geschmiedete Nägel eingeschlagen. Auf diesem senkrechten Balken wird im Abstand von 33 Zentimeter zum oberen Rand eine alte Spitzschaufel montiert, deren Schaufelblatt zum Großteil von Beton- und Mörtelresten überzogen ist.
Das metallene Schaufelblatt hat am vorderen unteren Rand einen schmalen, teilweise mit Blattgold belegten, blanken Rand.
Vor dem auf den Boden gelegten und senkrecht montierten Balken wird parallel dazu ein Schemel gestellt, der ebenfalls mit einer Rettungsdecke umwickelt wird. Auch bei dieser Rettungsdecke weist die goldene Seite nach außen.
Links und rechts der Längsseite des eingehüllten Schemels wird ein weißes, quadratisches Kissen gelegt.
Herr Johannes Angerbauer stellt sohin weiters in die Mitte des auf dem Boden liegenden Balkens einen benutzten, alten Baustelleneimer, in welchem sich drei Golddukaten und ein Bleibarren im Ausmaß von ca. 12 x 10 x 6 Zentimeter befinden. Weiters werden zwei neue, schwarze Baustelleneimer, die jeweils zur Hälfte mit Beton gefüllt sind, links und rechts von dem alten Baustelleneimer auf den liegenden Balken gestellt.
Herr Johannes Angerbauer ergreift sohin den mittleren, alten Baustelleneimer mit der linken Hand, entnimmt daraus den Bleibarren, legt diesen auf den Schemel, entnimmt weiters die drei einfachen Golddukaten und überreicht sie mir einzeln in meine linke Hand.
Sohin wird der alte Baustelleneimer auf den mit der Rettungsdecke umhüllten Schemel gestellt.
Sodann nimmt Herr Johannes Angerbauer den linken, halb mit Beton gefüllten Baustelleneimer vom liegenden Balken und schüttet den darin befindlichen Beton unter Zuhilfenahme eines Küchenmessers in den auf den Schemel stehenden, alten Baustelleneimer. Der Eimer, aus dem der Beton entfernt wurde, wird anschließend wieder auf seine ursprüngliche Position, auf der linken Seite des liegenden Balkens, zurückgestellt. Herr Johannes Angerbauer entnimmt sodann aus seiner linken Sakkotasche mit der linken Hand vier braune Schmucketuis und legt diese auf den vor ihm stehenden Schemel. Sodann kniet er auf dem rechten, weißen Kissen vor dem Schemel nieder und öffnet nacheinander die Schmucketuis. In drei dieser Schmucketuis befindet sich je ein getrocknetes Birkenblatt, im vierten befinden sich drei geschmiedete, rostige Eisennägel.
Herr Johannes Angerbauer ersucht mich, anschließend die drei Golddukaten mit der linken Hand in die Mitte des halb mit Beton gefüllten, alten Baustelleneimers zu legen. Ich lege sohin die drei Golddukaten in die Mitte des Kübels auf den dort befindlichen Beton. Anschließend nimmt Herr Johannes Angerbauer jeweils ein Birkenblatt aus den geöffneten Schmucketuis in die linke Hand, durchbohrt je ein Blatt mit je einem Nagel und legt die Blätter samt Nägel zu den Goldmünzen in den Kübel. Sodann entzündet Herr Johannes Angerbauer einen mitgebrachten Gasbrenner, hält diese Flamme in der linken Hand und legt um die mit den Nägeln durchbohrten Birkenblätter und um die im Kübel befindlichen Goldmünzen ein Lederband. Hierauf lege ich über Ersuchen des Herrn Angerbauer eine Siegelschnur um die mit den Nägeln durchbohrten Birkenblätter und um die im Kübel befindlichen Goldmünzen, die sich - wie bereits ausgeführt - im Inneren des alten Baustelleneimers auf dem dort hineingeschütteten Beton befinden. Sowohl die Lederschnur als auch die Siegelschnur hängen über den Rand des Kübels heraus. Daraufhin nimmt Johannes Angerbauer eine Stange roten (Pelikan) Siegellack in die rechte Hand und schmilzt diesen Siegellack mit dem Gasbrenner in der linken Hand, sodaß der Siegellack in den Kübel auf die dort befindlichen Goldmünzen, die Blätter, die Nägel, die Lederschnur und die Siegelschnur tropft.
(...) Herr Angerbauer schmilzt weiter roten Siegellack auf die im Kübel befindlichen Gegenstände, solange bis diese vollständig mit Siegellack überdeckt sind. Im Anschluß daran schließt Herr Johannes Angerbauer die vier Schmucketuis und steckt diese wiederum in seine linke Sakkotasche. Daraufhin ersucht mich Herr Johannes Angerbauer, die Lederschnur und die Siegelschnur zu halten, damit diese etwa in der Mitte des auf den Schemel stehenden Baustelleneimers herauskommen. Herr Angerbauer erhebt sich, nimmt von dem auf dem Boden liegenden Balken den rechten Baustelleneimer und entleert den darin befindlichen Beton wiederum unter Zuhilfenahme eines Küchenmessers in den alten, auf dem Schemel stehenden Baustelleneimer. Die Schnüre werden dabei von mir gehalten und ragen sohin etwa aus der Mitte des nunmehr fast vollständig mit Beton gefüllten Eimers. Sohin stellt Herr Johannes Angerbauer den entleerten Eimer wiederum auf die rechte Seite des liegenden Balkens zurück.
Herr Johannes Angerbauer schneidet mit seiner Schere aus einer der auf dem Boden liegenden Rettungsdecken zwei ca. 5 x 5 Zentimeter große Vierecke. Diese beiden Vierecke werden auf den auf dem Schemel liegenden Bleibarren gelegt. Herr Angerbauer nimmt die Lederschnur, die aus dem im alten Baustelleneimer befindlichen Beton heraushängt, und legt diese auf eines der beiden Vierecke auf dem Bleibarren. Anschließend schmilzt er darüber Siegellack, wobei er das Feuer in der rechten Hand und die Siegellackstange in der linken Hand hält. Dabei schmilzt das darunterliegende Viereck, das aus der Rettungsdecke ausgeschnitten wurde.(...)
Anschließend drückt Herr Johannes Angerbauer sein Siegel auf den Siegellack, der die Lederschnur mit dem Bleibarren verbindet.
Sohin wird die aus dem alten Baustelleneimer ragende Siegelschnur auf das verbliebene Viereck auf dem Bleibarren gelegt und ebenfalls darüber Siegellack geschmolzen, wobei wiederum das Viereck aus der Rettungsdecke schmilzt. Auf diesen geschmolzenen Siegellack drücke ich sohin über Ersuchen des Herrn Johannes Angerbauer mein Amtssiegel. Anschließend löscht Herr Johannes Angerbauer die Gasflamme.(...)
Sodann nimmt Herr Johannes Angerbauer den nunmehr fast vollständig mit Beton gefüllten Eimer und den mit den beiden Schnüren damit verbundenen Bleiblock vom Schemel und stellt diese in die Mitte des liegenden Balkens unter die Spitze der Schaufel, wobei der Bleibarren links neben dem Kübel liegt. Herr Johannes Angerbauer erklärt dabei:
"(...) T.A. steht für TELLAURA ANACHTONISMOS. Die darauffolgende Zahlenkombination zeigt durch die letzten beiden Zahlen das Entstehungs- bzw. Durchführungsjahr auf. Vor dieser Jahreszahl steht die fortlaufende Zahl, welche mit 1 beginnend, die Anzahl der Versenkungen (Handlungen) aufzeigt. Vor dieser Zahl steht die Zahl 0, welche erst zur 1 umgewandelt wird, wenn der erste 1 kg-Feingold-Barren in der Erde versenkt worden ist und sein Monument bzw. Mahnmal errichtet wurde. Auch diese Zahl ist fortlaufend.“
Der beurkundete Vorgang ist um 18 Uhr 45 beendet.
Die Partei und die zugezogenen Zeugen sind mir persönlich bekannt.
Herr Johannes Angerbauer fertigt dieses Protokoll unter Beifügung seines Künstlernamens "Goldhoff".
Enns, am 4. (vierten) März 1989 (eintausendneunhundertneunundachzig)
Rudolf Meidl als Zeuge eh.
Dr. Franz Peterseil als Zeuge eh.
Ich beurkunde dieses durch meine Amtsfertigung und das Amtssiegel
Dr. Hermann Schneeweiss
öffentlicher Notar
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Dokumentation in Arbeit