K.Ovid21 #12
JOHANNA DOHNAL
Im Portrait von 21 Frauen
Ulrike WIESER und
Susanne KOMPAST
Eröffnung Do. 3. April 14:00 Uhr
Dauer bis 30. Mai 2025
BEGRÜSSUNG
Vbgm. Anna-Maria Demmelmayr, BA MA
ERÖFFNUNG
Elisabeth Rosenmayr
Ehem. Pressereferentin von Johanna Dohnal
PRESSETEXT
Johanna Dohnal im Porträt von 21 Frauen
Ausstellung von Ulrike Wieser und Susanne Kompast n der Rathausgalerie Steyr
(Fotoporträts und Kabelinstallation)
Wer war Johanna Dohnal? Wie hat sie unser Leben, vor allem das von Frauen, heute beeinflusst? Diesen Fragen gehen die beiden Künstlerinnen Ulrike Wieser und Susanne
Kompast in ihrer Ausstellung
Johanna Dohnal im Porträt von 21 Frauen in der Rathausgalerie Steyr nach.
Sie interviewten 21 Frauen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen und verschiedener Herkunft, Ulrike Wieser fotografierte die Frauen anschließend. Die Porträtfotos und die Texte aus den Interviews sind in der Ausstellung in der Rathausgalerie Steyr zu sehen.
Johanna Dohnal hatte ein Talent dafür, unterschiedliche Frauen anzusprechen - ein Netzwerk zwischen ihnen zu schaffen. Darauf eingehend setzt Susanne Kompast ein Netzwerk als Kabelinstallation in der Rathausgalerie um.
Porträtiert und interviewt wurden:
Luna Al-Mousli
(Autorin),
Daniela Bergthaler
(Editorin einer Johanna Dohnal Aktion),
Susi Bali
(Selbstverteidigungstrainerin),
Tamara Boya
(Lehrerin),
Rosemarie Ertl
(Frauenberatung),
Eva Geber
(AUF - feministisches Magazin, Autorin),
Anja Gerhartl
(Sozialarbeiterin),
Johanna Hofer (FrauenLesbenzentrum Wien),
Irmtraut Karlsson (Autorin, Staatssekretariat für allgemeine Frauenfragen),
Sandra Konstatzky (Leiterin der Gleichbehandlungsanwaltschaft Wien),
Sarah Mang (IntAkt Künstlerin),
Maria Mesner
(Leiterin des Johanna Dohnal Archivs, Professorin am Institut für Zeitgeschichte),
Gabriele Plattner (Leiterin Frauenhaus Tirol),
Susanne Riegler (Filmemacherin),
Susanne Scholl
(Journalistin),
Susi Staller
(Landschaftsplanerin),
Alina Stix
(Arge Wirtschaftsfrauen),
Christine Stromberger
(Psychologin, Mitarbeiterin von Frauenministerin Johanna Dohnal),
Eva Testor (Kamerafrau, u. a. beim Film Die Dohnal),
Lisa Udl
(Geschäftsführerin Ninlil),
Claudia Unterweger
(Journalistin, Moderatorin).
Dr.in Maria Mesner, Leiterin des Johanna Dohnal Archivs, bezeichnet Johanna Dohnal als „eine konsequente Netzwerkerin.“ Das durch ihre Politik entstandene „Wurzelwerk ist in vielen heutigen Institutionen wahrzunehmen.“ Ein wichtiger Punkt war „in ihrer Politik Frauen mit unterschiedlichen Lebensqualitäten einen Platz einzuräumen.“
Diese Politik beinhaltete das Credo: „Die Geschlechterfrage spielt so lange eine Rolle, wie die Gleichberechtigung nicht umgesetzt ist.“
Johanna Dohnal im Porträt von 21 Frauen
Ausstellung von Ulrike Wieser und Susanne Kompast
Kontakt:
Ulrike Wieser:
uwieser@dasfoto.info
0650 494 81 43
Susanne Kompast:
susanne@kunstkompast.at
0676 494 0997
Eröffnung
Unerwartete interessante Fragen von Elisabeth Rosenmayr an Ulrike Wieser nach der Eröffnungsrede:
Foto Dokumentation von Ulrike Wieser
Eröffnungsrede von Elisabeth Rosenmayr:
Eröffnung Ausstellung Johanna Dohnal im Portrait von 21 Frauen
Vor knapp zwei Wochen hat mich Susanne Kompast gefragt, ob ich heute die Ausstellung Johanna Dohnal im Portrait von 21 Frauen eröffnen möchte. „Gerne“ habe ich gesagt und mich ans Nachdenken gemacht über das was ich erinnere und wie und was feministische Erinnerung überhaupt bedeutet.
Ich habe schnell bemerkt, wie sich die Erinnerungen von Lina Al-Maousli, von Rosemarie Ertl, Eva Geber und Irmtraut Karlsson, von Maria Mesner, Claudia Unterweger und 15 anderen Frauen mit meinen eigenen Erinnerungen und Eindrücken vermischen.
Es geht mir, wie es Sybille Hamann gegangen ist, nachdem sie „Die Dohnal“, den Film von Sabine Derflinger gesehen hat: „… alles ist verdammt lang her. Dennoch drängt sich Johanna Dohnal … mit Vehemenz in die Gegenwart hinein, als hätte sie uns etwas Dringendes mitzuteilen.“
Gleiches sage ich auch heute angesichts dieser Ausstellung: Johanna Dohnal drängt sich mit Vehemenz in die Gegenwart hinein, fast auf den Tag 30 Jahre nachdem sie als Bundesministerin für Frauenangelegenheiten ausgeschieden wurde.
Aus dem Gemenge von Bildern und Erinnerungen drängen zwei von Johanna Dohnals besonderen Eigenarten heraus und in unsere Gegenwart herein: ihre Anziehungskraft und ihr Trotzdem-Mut.
Die Erinnerungen vergegenwärtigen mir, wie Johanna Dohnal geredet und diskutiert hat, wie sie gegessen und gelacht, getrunken, gesungen und getanzt hat. Sie erinnern mich daran, was ich erlebt habe, wenn ich die Dohnal beim Politikmachen beobachtet habe: wie die Frauen aufgelebt sind und zu leuchten begonnen haben; wie sie geredet und gelacht haben miteinander und vergessen haben, dass sie Feindinnen sein müssten, damit die Herr-schaft weiterhin reibungslos funktioniert; wie Frauen Kräfte und Ideen mobilisiert haben, von denen sie vorher noch nichts gewusst haben; wie sie sich Johannas Rücksichtslosigkeit angeschlossen haben und ganz neue Ansichten und Aussichten kennengelernt haben; wie sie Feministin und Emanze zu Parolen und Lebensmustern umgedichtet haben.
Und ganz genau erinnere ich mich daran, dass 16 Jahre als Regierungsmitglied eine lange Zeit waren.
Das Portrait, das 21 Frauen skizziert haben, erinnert mich auch an Johanna Dohnals Trotzdem-Mut. Trotzdem-Mut nenne ich die Eigenschaft Spannungen zu erleben und auszuhalten. In spannungsreiche Situationen hineinzugehen und sie zu ertragen – oft ohne sie aufzulösen, weil sie nicht lösbar sind.
Als Feministin war Johanna Dohnal Parteifunktionärin und Regierungsmitglied, als Parteifunktionärin und Regierungsmitglied hat sie sich trotzdem mit der autonomen Frauenbewegung bewegt, als Friedensaktivistin hat sie während des Golfkriegs im Ministerrat gegen die Überfluggenehmigung gekämpft; sie hat Diskriminierungen erkannt, aufgedeckt und bekämpft und sie hat lange Zeit ihre Frauenliebe als Gerücht behandelt. Sie hat Gemütlichkeit und Kritik gepflegt. Und sie hat sich vor Fernsehauftritten die Nase pudern lassen.
Johanna Dohnal hat Konflikte in der politischen Arena nicht gescheut und sie hat sehr viele in sich ausgetragen und ausgehalten. Was sie kaum ausgehalten hat und doch ertragen musste, weil sie nicht wegschauen und weghören konnte, waren politischer Kleinmut und Kleingeist.
Das Projekt Johanna Dohnal im Portrait von 21 Frauen hat alle beteiligten Frauen bewegt und auch die, die die Ausstellung schon gesehen haben 2x in Wien. Leute, die Johanna Dohnal gekannt haben, die mit ihr befreundet oder verwandt waren und solche, die ihr nicht (mehr) begegnet sind.
Dieses Bewegtsein, diese Motivation – im wahrsten Sinn des Wortes – ist notwendig für den feministischen Fortschritt – auch das im wahrsten Sinn des Wortes.
„Erinnerung ist für jede Befreiungsbewegung von strategischer Bedeutung“ schreibt die Soziologin und Philosophin Frigga Haug.
Und sie konkretisiert was sie damit meint: „Erinnerung als kollektives Geschichtsbewusstsein, aber auch als individuelles Vermögen aus der Vergangenheit eine Vorstellung vom Möglichen, von Veränderung, von Widerstand zu gewinnen und so ins Zukünftige sich zu entwerfen.“ (Frigga Haug, Vorlesungen zur Einführung in die Erinnerungsarbeit, 23)
Ich wünsche mir und uns, dass uns diese Ausstellung dabei befeuert, aus der Vergangenheit eine Vorstellung vom Möglichen, von Veränderung und von Widerstand zu gewinnen.
Und Feuer, Leidenschaft, Kraft und Durchhaltevermögen werden wir brauchen – wir alle, die wir als Feminist*innen demokratisch gesinnt und entschieden sind.
Ein bissel polemisch sage ich: wenn es jetzt an der Zeit ist, entschlossen und wirksam für ein demokratisches Zusammenleben einzutreten, dann müssen die Privilegienritter des Patriarchats von ihrem hohen Ross steigen und sich mit dem bescheiden, was für alle gleichermaßen und gemeinsam da ist. Es gibt nämlich keine Demokratie, die diesen Namen verdient, ohne eine Demokratie der Geschlechter.
Dass Demokratie kein Geschenk ist, davon war Johanna Dohnal überzeugt. Von der Kraft dieser Überzeugung erzählt diese Ausstellung von Susanne Kompast und Ulrike Wieser, die ich hiermit eröffne.
https://www.gfk-ooe.at/elisabeth-rosenmayr-danach-ist-immer-davor/
"Elisabeth Rosenmayr war Pressereferentin der Frauenministerinnen Johanna Dohnal und Dr.in Helga Konrad bevor sie fast 20 Jahre für EXIT-sozial in Linz gearbeitet hat. Sie engagiert sich im Vorstand des autonomen Frauenzentrums Linz und von EXIT-sozial. Für ihr feministisches Engagement wurde sie zur Konsulentin für Soziales des Landes OÖ ernannt und mit der Humanitätsmedaille der Stadt Linz ausgezeichnet. Für das gfk Magazin hat sie sich mit unterschiedlichen Zugängen zu politischen Zu- und Umständen in Österreich auseinandergesetzt."