KONZEPT

Einführung

Unscharf maskieren ist eine Technik aus dem Bereich der analogen Fotografie, die in Dunkelkammern angewandt wurde. Der Begriff wird auch heute noch in der digitalen Bildausarbeitung verwendet. Dabei wurde ursprünglich vom Negativ, mit einem unscharfen Abzug überlagert, erneut ein Abzug erstellt, um den Eindruck von Schärfe (selektive Schärfe) zu erhöhen.

Die Überlagerung der Gegensätze Schärfe – Unschärfe und Positiv – Negativ erhöht den Kontrast – die wahrgenommene Schärfe.

Die Bedrängnis der bildenden Künste durch das Aufkommen der Fotografie hat neue Ausdrucksmöglichkeiten geschaffen. Die Bedrohung war zur Chance geworden.

Nach einigen Wendungen verschwimmt die heutige Flut von KI-gestützten Fotografien in der Unschärfe der geschrumpften Aufmerksamkeitsspanne.

Angerbauer und Schoenangerer arbeiten beide mit Unschärfe. Beide begeben sich für ihre Formulierungen außerhalb des kontrollierbaren Einflussbereichs.

Rauminstallation / Maskerade

Der Galerieraum als gemeinsamer Anger wird durch die Gegenüberstellung der Arbeiten beider Künstler an Boden und Wänden maskiert, um das Gemeinsame der künstlerischen Positionen im Raum zu schärfen. Der Raum selbst wird zum Werk, in dem die einzelnen Arbeiten auf- und untergehen, das Werk zum Organismus, der die BesucherInnen umfasst.

„Er hat den archimedischen Punkt gefunden, hat ihn aber gegen sich ausgenutzt. Offenbar hat er ihn nur unter diesen Bedingungen finden können.” (F. Kafka)

„Die heutige Kalokratie, die das Gesunde, das Glatte verabsolutiert, schafft gerade das Schöne ab“ (Byung-Chul Han, Die Errettung des Schönen)

Position Angerbauer

Am 16. August 2022 brachte mir mein Arztbesuch (14:15) und die digitale

Erinnerung (Anm. Erstmail nicht erhalten) der Kunstschaffenden (08:54) in aller

Schärfe die Erkenntnis einer Umschärfung in Zusammenarbeit mit Andreas

Schoenangerer zur Projekt Einreichung für das Jahresthema 2023 „Unschärfe“.

Die Unschärfe liegt im Nichterkennen von Schönheit im Makel.

Patienten haben ihre Spuren der Zeit in einer Steyrer Internisten Facharzt

Ordination hinterlassen. Scheinbarer Boden Makel wird zu Schönheit

aufgerichtet. Unscharfer Schein wird zur Wahrheit des Schönen umgeschärft

Spuren werden gesichert, digital konzeptuell bearbeitet und als Alu-Dibond

Wandobjekte im Galerieraum aufgerichtet.

Die spontane Spurensicherung mittels Handyfoto am 16.8. zeigte eine farbliche

Unschärfe die an Gold erinnerte. Die spätere scharfe Dokumentation der Spur

vom Kollegen Walter Ebenhofer lies diese Golderinnerung verblassen.

Position Schoenangerer

Kleidung kaschiert und maskiert. Sie vermittelt ein Konzept, sie erzählt Geschichten.

Das Konstrukt Textil ist unser naheliegendstes abstrahierendes Ausdrucksmittel.

Die Verkleidung (Maskerade) ist eine Erweiterung des rein funktionellen Zwecks.

Der Körper wird entschärft, mit anderen Formen überlagert und sein Eindruck so selektiv geschärft. Dadurch gehen Details verloren.

Kleidung wird in Aqua Sporca aus der eigenen Farbmittelherstellung getränkt, auf ostasiatische Kalligrafie verweisend, auf textile Bildträger geworfen.

Dadurch entsteht eine Momentaufnahme der Beschleunigung, die, zwischen Objekt und Abstrakt changierend, die analytische Betrachtung herausfordert.

Parallel zu „Unscharf maskieren“in der Galerie der Kunstschaffenden, im OÖ Kulturquartier, Linz treten die beiden Künstler mit einer Rauminstallation unter dem Titel „Leuchtendes Gold“ in der Margret Bilger Galerie, im Stift Schlierbach in Dialog.

Elemente des Einen spiegeln sich im Anderen.

Unscharf maskieren

Eröffnung in Linz am Mo.12.6. 19 Uhr

Dauer bis 7.7. 2023

> Korrelierend mit:

Leuchtendes Gold

Margret Bilger Galerie + Panorama, Stift Schlierbach

Eröffnung am Di. 27.6. 18 Uhr

Dauer bis 15.9. 2023